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EU-Taxonomie: So sind KMU in der Kunststoffindustrie betroffen

Ingo Schwarz, MD Schwarz Plastic Solutions GmbH

EU-Taxonomie: So sind KMU in der Kunststoffindustrie betroffen

Die Kunststoffindustrie steht unter zunehmendem Druck, nachhaltige Produktionsverfahren einzuführen. Denn als Zulieferer müssen Firmen heutzutage schon Informationen über die Nachhaltigkeit ihrer Prozesse offenlegen.

Ab Januar 2023 wird auch der Zugang zu Finanzmitteln an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft.

Was für Auswirkungen das auf Ihr Unternehmen haben kann, und wie Sie sich am besten auf die Neuausrichtung des Finanzmarkts vorbereiten können, erläutern wir in diesem Artikel.

Was ist der EU-Aktionsplan für Sustainable Finance?

Im Juni 2020 wurde die EU-Taxonomie (Verordnung 2020/852), eine Initiative der Europäischen Union, zur Neugestaltung des europäischen Finanzsystems ins Leben gerufen. Ziel der EU-Taxonomie ist es, ein nachhaltigeres Finanzsystem zu schaffen, das den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützt.

The Co2 reduction targets set by the EU Parlament for 2050


Das Ziel bis 2050 emissionsfrei zu wirtschaften und zu leben soll unter anderem dadurch erreicht werden, indem Investitionen und Kapital zukünftig in emissionsarme Wirtschaftsaktivitäten gelenkt werden.

Der neue, “grüne” Finanzmarkt, muss in Zukunft also zur Erreichung der Klimaziele beitragen, indem:

  • der Einsatz „grüner“ Finanzmittel zur Verringerung des CO₂-Fußabdrucks beiträgt,
  • verantwortungsvolle Investitionspraktiken gefördert werden,
  • klimarelevanter Unternehmensinformationen und Standards zum Einsatz kommen und
  • Nachhaltigkeits-Risiken offengelegt werden.

Die Taxonomie soll ab dem 1. Januar 2023 einen kohärenten und europaweit einheitlichen Rahmen für die Vergabe von Investitionsmitteln schaffen.

Zeitplan EU-Taxonomie

Und das nicht nur für kapitalmarktorientierte Unternehmen, sondern Betriebe aller Größen. Zwar sind in der Verordnung kleine und mittlere Betriebe (KMU) ausgenommen, über die Lieferketten werden sie jedoch sicher mit erfasst.

Finance Action plan by the EU

EU Finance Action Plan. Quelle: Europäische Kommission.

Was sind laut der neuen EU-Taxonomie nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten?

Wie oder was, als nachhaltige Wirtschaftstätigkeit gilt, wird in der Taxonomie-Verordnung klassifiziert.
Nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten tragen zur Erreichung der sechs EU-Umweltziele bei:

  • Klimaschutz
  • Anpassung an den Klimawandel
  • Nachhaltige Nutzung und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen
  • Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
  • Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung
  • Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme

Um als nachhaltig operierendes Unternehmen eingestuft zu werden, müssen die Bewertungskriterien, die in der Taxonomie für verschiedene Wirtschaftsaktivitäten festgelegt wurden, erfüllt sein.

Warum der EU-Aktionsplan für nachhaltiges Finanzwesen auch KMU betrifft

Eine Säule der EU-Taxonomie besteht darin, die zukünftige Vergabe von Krediten und anderen Fördermitteln an bestimmte Nachhaltigkeits-Parameter zu knüpfen. Alle Unternehmen werden in Zukunft verpflichtet sein, bei Krediten und anderen Fördermitteln, bestimmte Informationen zum Thema Nachhaltigkeit offenzulegen. Diese Informationspflicht, macht das Thema “nachhaltige Produktion” zu einem integralen Bestandteil bei der Entscheidungsfindung von Finanzinstituten und Investoren.

Nicht nur kapitalmarktorientierte Unternehmen, sondern auch kleine Unternehmen sowie der deutsche Mittelstand werden zukünftig von den Bewertungskriterien der Taxonomie betroffen sein. Während KMU bereits indirekt – als Zulieferer – Informationen zu Produktionsprozessen offenlegen müssen, werden Sie ab dem 01. Januar 2023 auch direkt – bei der Vergabe von Krediten – betroffen sein.

Wie sich die EU-Taxonomie auf KMU konkret auswirken wird, haben wir im nächsten Abschnitt schematisch dargestellt.

The EU action plan

Verlagerung von Kapital und Investitionsmittel in Richtung Nachhaltigkeit

Mit der Einführung der neuen EU-Taxonomie hat die Politik die Offenlegung sogenannter Nachhaltigkeitsinformationen an die Vergabe von Krediten und anderen Fördermitteln gekoppelt.

Die Folge für kleinere Betriebe, die den Informationspflichten der Banken nicht genügend nachkommen können, könnten verteuerte Kreditkonditionen oder gar die Ablehnung von essenziellen Finanzmitteln sein. Aber auch bestehende Kredite könnten aufgekündigt werden, soweit die Kreditpolitik des Geldgebers solche (noch) nicht nachhaltigen Engagements ausschließt.

→ KMU, die keine oder ungenügend Nachhaltigkeitsinformationen bereitstellen können, werden in Zukunft bei der Vergabe von Krediten benachteiligt oder gänzlich davon abgeschnitten.

EU Taxonomie requiements

Voraussetzungen der EU-Taxonomie. Quelle: Salacia

Was kleine und mittelständische Firmen jetzt beachten müssen

Um weiterhin den gewohnten Zugang zu wichtigen Krediten und Fremdkapital haben zu können, ist es schon jetzt wichtig, sich mit der neuen EU-Taxonomie vertraut und sich die Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell bewusst zu machen.

Finanzieren Sie Ihr Unternehmen mit Fremdkapital? Wenn ja, welche Wirtschaftsaktivität wird aktuell durch Investitionen unterstützt?

→ Da die Neuausrichtung des Finanzsystems erhebliche Auswirkungen für alle beteiligten Akteure mit sich bringt, ist also eine frühzeitige Auseinandersetzung und Vorbereitung ratsam.

Beispiel für die Kunststoffindustrie: Chancen und Risiken der EU-Taxonomie

Das Bedürfnis nach nachhaltigen, leichten und effizienten Materialien, die den Übergang zu neuen Technologien unterstützen, bietet riesige Chancen für die Kunststoffindustrie. Die erhöhte Nachfrage nach Werkstoffen, wie Duroplaste oder Thermoplaste, stellt die traditionelle Kunststoffindustrie jedoch vor einige Hürden.

Neben Herausforderungen, wie dem Fachkräftemangel sowie hohen Ausschussraten aufgrund fehlender Produktionsexperten, muss auch die Kunststoffindustrie den neuen Nachhaltigkeitsstandards und der Berichterstattungspflicht nachkommen.

Einerseits als Zulieferer, aber andererseits auch als Akteur am Finanzmarkt. Risiken von Krediten abgeschnitten, sowie gänzlich aus Lieferketten ausgeschlossen zu werden, sind ernst zu nehmen.

Allerdings ergeben sich auch große Chancen für Kunststoff-Unternehmen, die in nachhaltige Produktionstechniken investieren und diese durch Nachhaltigkeitsberichte nachweisen können.

→ Durch die Investition in “grüne” Technologien können sich Unternehmen den Zugang zu attraktiven Kreditkonditionen auch in Zukunft sichern und somit einen großen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten ausbauen, die diesen Wandel verpassen.

Prozessoptimierung und Nachhaltigkeitsberichte für die Kunststoffindustrie

Die Verringerung des Kunststoffverbrauchs, die Reduzierung der Ausschussrate und der Einsatz effizienterer Fertigungsprozesse bietet großes Potenzial für Unternehmen der Kunststoffindustrie.

Usage of plastic materials in industrie

Die Nutzung der verschiedenen Kunststoffarten in verschiedenen Branchen in 2017. Quelle: Adapted from Materials Economic

Um diese Prozessoptimierungen auch in Nachhaltigkeitsberichten dokumentieren und nachweisen zu können, bedarf es neuer Technologien, die die Produktion überwachen und dokumentieren.

Wie das konkret für die Kunststoffindustrie aussehen kann, stellen wir Ihnen im nächsten Abschnitt vor.

So meistern Sie die kommenden Herausforderungen mit KI

Wenn Sie nach einer Möglichkeit suchen, volle Transparenz und Kontrolle über Ihren Produktionsprozess zu erlangen, ist sensXPERT die perfekte Lösung. Durch den Einsatz von KI und intelligenten Sensoren gibt sensXPERT einen detaillierten Einblick in mögliche Materialabweichungen und ermöglicht es Ihnen, in die Produktion einzugreifen und die Ausschussquote zu senken.

Die fortlaufende Überwachung durch Sensorik und die Auswertung per künstlicher Intelligenz übernimmt wesentliche Teile der Qualitätskontrolle und wird vollständig dokumentiert und kann als Grundlage für Ihren Nachhaltigkeitsbericht dienen.

sensXPERT ist also die perfekte Wahl für Sie, wenn Sie in Zukunft Ihre Prozesse optimieren und nachhaltig gestalten wollen und eine nötige Dokumentation für Ihre Lieferkette und Finanzinstitutionen suchen. Gleichzeitig bietet diese Technologie den Nachweis gegenüber Ihren Kunden, dass optimierte Prozesse (abweichend von Freigaben) trotzdem abgesicherte Qualität bringen.

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